Briefe von Paul und Anna Leschhorn

 

 

 

Es sind nur wenige schriftliche Zeugnisse von Paul und Anna Leschhorn erhalten geblieben. Die wenigen Briefe, die die Zeit überdauert haben, sind hier in chronologischer Reihenfolge aufgelistet.

 

 

 

Postkarte vom 28.06.1946 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,  

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

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Text: 

 

------------------------------------------------- [Postkarte 1 von 2] -------------------------------------------------

 

Absender (in lateinischer Schrift angeben)

Anna Lesch-

horn Allens-

bach Rudolf-

zellerstr. 70

 

Zur Beachtung!

Mitteilung sind nur auf der Rückseite mit

lateinischer Schrift in deutscher oder fran-

zösischer Sprache zugelassen.

Leserlich schreiben!

 

Oderbadische Verlagsanstalt Merk & Co., Konstanz

 

Postkarte

12 Rpf Gebühr bezahlt

 

[Stempel]

(17b) Allensbach (Bodensee) 28.6.46 - 17

 

[Adressat]

Frau Pfarrer

Jaeger

17a Oberschefflenz

Kreis Mosbach

 

------------------------------------------------- [Postkarte 2 von 2] -------------------------------------------------

 

[Rückseite]

 

28.6.46.

Liebe Frau Jaeger,

Haben sie die Schliff-

Mühle1 erhalten?

Vielen Dank für die

Hefeflöckchen.

Hier immer das-

selbe: Augenblutungen.

Herzliche Grüße allen

von uns

Ihre

Anna Leschhorn

 

[1 – unbekanntes Gerät]

 

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Brief vom 18.08.1946 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz 

 

 

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Text:

 

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Allensbach 18.8.46

Liebe Frau Jaeger, nun sind wir zurück.

Die Reise1 war schwierig für den kranken

Mann, u. natürl. Wieder Blasen-Darm

Krämpfe, Durchfall jetzt. Das linke Auge

ist verloren, das rechte, operierte hat

starke Trübungen, aber er liest, wenn

auch noch mit Lupe. Die Starbrille

alleine hilft nicht. Ob er noch arbeiten

kann, ist fraglich. Wir sind aber

froh das er nicht ganz blind ist.

In das linke Auge muss, so lange er

lebt, [unleserlich] eingeträufelt

werden. Wenn ich es nur immer

erhalte. Wir haben keine Kar-

toffeln, aber dafür 250 g Brot.

Nur kann er das schwer ertragen.

Haben Sie sich von ihrem Krank-

sein erholt? Ich habe nun auch

An Juliette2 geschrieben, aber von

drüben gibt es keine Antwort. Ob

meine Briefe nicht ankommen

oder ob sie Angst haben zu

antworten?

 

Gibt es dort Kamillen für Augen-

bäder? Er hat große Schmerzen und soll Augenbäder machen. 

 

[1 – unbekannt, welches Ziel die Reise hatte]

[2 – Nachname unbekannt, wohnt in der sowjetisch besetzten Zone]

 

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Wie geht es wohl dem Mättelbaron1? Sollte ich

von Jul.2 Antwort erhalten, so schreibe ich

sie ihnen sofort. Welch ein Glück, dass Hans

Ihnen schreibt. Meine Schreiben von [unleserlich]

haben Sie gewiss erhalten. Sie fragten neu-

lich nach d. Preis des Finosabildes u. der

Schliffmühle. Finosa ist ein Geschenk. Für die

Schliffmühle möchten wir Sie bitten, 40 Mark

bald an Bank Direktor Albert Ellinger

Schwäbisch Hall (14a) Volksbank zu senden.

Wir haben bis jetzt noch keine Blätter verkauft 

und wollen unser letztes auch erst hergeben,

wenn wir es müssen. Aber wir berechnen

dann die Blätter mit 100 Mark. Ihnen

natürlich nur 40 M. Wir sind Herrn Ell.3 

für Aufbewahrung 60 schuldig.

20 sende ich dann von hier aus

in eingeschr. Brief. Ich schreibe Ihm,

dass sie ihm den Rest schicken.

Darf ich Sie um diesen Gefallen bitten?

Mein Mann hat Todesangst, dass in dem

rechten Auge auch Blutungen kommen, beide

brennen und schmerzen. Möge uns das

nicht auch noch treffen!

Das Otto Leschhorn u. Frau im April aus

[unleserlich, ev.: Reitweiler] fort kamen u. jetzt bei Emmendingen

auf einem Bauernhof leben, schrieb ich wohl?

Ihnen vieren von uns herzliche Grüße

 

[1 – Spitzname von Alfred Goetz]

[2 - Name nicht bekannt]

[3 - Albert Ellinger, Schwäbisch Hall]

 

 

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Brief vom 23.10.1946 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Text:

 

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A'bach 23.10.46

Liebe Frau Jaeger, wir danken ihrem Mann u. Ihnen

herzl. für seinen Brief u. die Glückwünsche. M. Mann

schriebe er selbst, aber er leidet große Schmerzen am

operierten Auge. Er legt eine Zeichnung bei, Rückseite

feuchten u. pressen. Es wäre meinem Mann die

allergrößte Freude, ihren Mann ein paar Tage

hier zu haben, vielen aber ist es nicht zu gewagt? Ich

Würde es den beiden so von Herzen können,

sich noch einmal im Leben wiederzusehen u. anzur-

sprechen. Wäre es doch nur möglich, ohne Gefahr

für A. J.1! Meine Ingweiler2 Ritta3 hat uns schon

2 mal geschrieben, Jul.4 1x, aber ohne Antwort

zu geben wegen Berta Ambros.5, worum ich

schon 2 mal bat. Zum Geburtstag erhielten

wir viele liebe Post, einen besonders

schönen Brief von [unleserlich, Name].

Unsere 1500 [unleserlich] sind

noch auf dem Papier, aber vielieicht bringen

wir es doch einmal höher als 700. Ohne Freun-

des Hilfe können wir nicht leben.

Meinem Schwager geht es gut, er wohnt mit

s. Frau beim Bauern u. nimmt an fünf Mahl-

zeiten täglich teil.

 

[1 - vollständiger Name nicht bekannt]

[2 - Ingweiler, Elsaß]

[3 - vollständiger Name nicht bekannt]

[4 - Juliette, vollständiger Name nicht bekannt]

[5 - Berta Ambrosius, Schwester von Mathilde Jaeger geb. Ambrosius]

 

 

 

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Sie war bei uns. 

Ich bin dankbar, eine warme Stube zu

haben u. noch arbeiten zu können

Trotz eines kranken Herzens.

Feder kaputt! Mein Mann malt nach

alten Studien. Sehr schön,

er schont aber sein Auge zu wenig.

Viele viele herzliche Grüße ihnen

allen von uns beiden.

Schreiben Sie auch wieder, bitte.

Ihre Anna Leschhorn

 

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Brief vom 10.12.1946 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Seite 3 von 3:

 

 

 

  

Text:

 

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Feldpost [durchgestrichen]

Gummierung hier lösen

(Mit Bleistift aufrollen)

 

[Stempel]

(Siebzehn B) Allensbach (Bodensee) 10.12.46 -17

 

[Adressat]

Frau Pfarrer

Jaeger

17a) Oberschefflenz Kreis Mosbach

Bahnhofstr. 16

 

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10.12.46

Liebe Frau Jaeger,

Rasch noch ein Weihnachts

gruß als Schmuck für

das neue Heim1.

Ihnen allen herzl. Grüße

und gute Wünsche

Von uns beiden.

Ihre Anna Leschhorn

Gibt es dort Hefe-

flocken zu kaufen?

Aber nur auf unsere

Kosten.

Grüße auch an

Hans2.


[1 - Umzug von August und Mathilde Jaeger in Oberschefflenz von (unbekannt) in die Bahnhofstraße 16]

[2 - Hans Jaeger]

 

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[Rückseite]

Gummierung hier lösen

(Mit Bleistift aufrollen) 

 

Absender: Anna Leschhorn

17b) Allensbach

Radolfsellerstr. 70.

 

Vor dem Zukleben eben erst falzen und

dann nur eine Hälfte anfeuchten

 

Bauer Druck Mannheim

ges. gesch.

 

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Brief vom 30.12.1946 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Seite 2 von 2:

 

 

 

Umschlag 1 von 2:

 

 

 

Umschlag 2 von 2:

 

 

 

Text:

 

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A'bach 30.12.46

Liebe Frau Jaeger, heute kam Päckchen Nr 3 an aber kein

Brief. Wir danken sehr für alle Gaben u. bitten,

Was sind wir für die Hefefl. schuldig.

Bis heute, am 30., haben wir als Monatsration

gehabt: 125 Grammbutter 600 g Zucker, 1/2

Pf. Teigwaren. Alles versprochen er blieb aus!

Je mehr versprochen wird, desto weniger kommt,

Zucker jetzt zum zweiten Mal im J. 46. Kein

Wunder, dass überall Augenerkrankungen

sind. Haben Sie unser Weihnachtspäck-

chen mit dem Bilde erhalten? Es wäre

schad, wenn es verloren wäre, War ein-

geschrieben als Brief am 10.12.46. Ich habe

immer gehofft, Sie schreiben, dass Hans1  

zurück sei zum Fest endl. daheim.

Eine Pfarrfrau von drüben schrieb, es sei

alles so teuer, auch Stromeinschränkg.

Alles nicht, wie man es erträumt hatte.

Von Jul.2 nichts mehr. Alle haben Angst,

mit einem boche3 was zu tun zu haben.

Nur Ritta4 schreibt und erzählt allerlei.

Die oberen vom Neuenberg, nach dir ich

fragte, sei in Basel im Dienst.

Sabine H's Schwester lebt munter in 

Neuenburg. Haben Sie Nachrichten?

 

[1 - Hans Jaeger, zur Zeit POW (Prisoner of War) in einem britischen Lager in Norditalien.

Seine Entlassung erfolgte erst im August 1947.]

[2 - Juliette, vollständiger Name nicht bekannt]

[3 - französische diffamierende Bezeichnung für Deutsche]

[4 - vollständiger Name nicht bekannt]

 

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Wir haben wieder gezittert, Es kam wieder eine

neue Liste von Anweisungen1, darunter

alle Maler. Wir nicht. Einen Umzug können

wir nicht mehr leisten, ich mit meiner

Angina pectoris u. Aneurysma u. Horn

darf zu gar nichts mehr körperl. arbeiten.

Eben malt er [unleserlich] dem Büttener2 Steinbruch.

Ein Paketbilder, das uns Fidus3 aufhob,

ist wieder in uns. Besitz gelangt.

Schade, dass sie beide Sie nicht sehen

können. Uns fällt ja hier nur die

Wohnung und die Heizung. Sonst nichts.

Wir senden wir Ihnen allen, mit

unseren Dank, viele herzl.

Grüße und gute '47 wünsche.

Ihre Anna Leschhorn

Zum 24. teilte uns Herr [unleserlich, ev.: Foehlinger] aus [unleserlich] mit,

daß Mitte 1945 der 15 bis 20 Pfund schwere Kasten ge-

stohlen sei. Wir haben es ihm 1943 zur Aufbe-

wahrung gegeben. Er enthielt Farben, Pinsel,

Druckfarbe, Leinöl, kurz alles, was wir gerettet

glaubten, um wieder neu anzufangen,

im Falle wir durch Angriff alles verlieren sollten.

Es war eine nette Weihnachtsüber-

raschung!

 

[linker Rand]

Der Rest unserer im Traisa gestohlenen Sachen liegt bei Mahler Velte in

  

[Rechter Rand]

Trautheim bei Darmstadt

[Unleserlich] u. Ich bin nicht mehr reisefähig, sie zu verpacken [unleserlich].

 

[1 - Schikanen der französischen Besatzung in Baden]

[2 - Bütten im Elsaß. Im Bütten war August Jaeger von 1918 bis 1944 Pfarrer, hier heiratete er Mathilde Ambrosius und seine Kinder Caritas und Hans wurden geboren. Die Leschhorns besuchten August Jaeger öfters, daher entstanden auch einige von Leschhorns Werken hier (z. B. 'Obstgarten im Schnee' ist der Garten hinter dem Pfarrhaus in Bütten)].

[3 - vollständiger Name nicht bekannt]

 

 

------------------------------------------------- [Umschlag 1 von 2] -------------------------------------------------

 

[Adressat]

Herrn u. Frau

Pfarrer Jaeger

17a) Oberschefflenz Kr. Mosbach

Bahnhofstr. 16 

 

 

------------------------------------------------- [Umschlag 2 von 2] -------------------------------------------------

 

 

 

[Absender]

Leschhorn, Kunstmaler

(17b) Allensbach/Bodensee

Radolfszellerstraße 70

 

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Brief vom 08.01.1947 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Seite 3 von 4:

 

 

Seite 4 von 4:

 

 

 

 Text:

 

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[Aufkleber]

R Konstanz 1 239 nn

 

[Stempel]

(17b) Allensbach (Bodensee) 8.1.47 - 17

 

[Stempel]

Gebühr bezahlt

 

[Adressat]

Bestimmungsort oder Feldpostnummer 17a Oberschefflenz

Kreis Mosbach

Nordbaden 

Bahnhofstr.

 

[Stempel]

Oberschefflenz (KR Mosbach) 11.1.47 - 7

 

[Absender]

An A Leschhorn

17b / Allensbach

Radolfszellerstr. 7a

 

[Rückseite]

 

Einlage 20 RM.

pain1 sehr erwünscht!!!

 

[1 - französisch: Brot]

 

 

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A'bach, 8.1.46.

Liebe Frau Jaeger, wir dann herzl. für Ihre und ihres

Mannes Briefe. Wir sind froh zu wissen, dass das

Bild gut angekommen und Freude bereitet hat.

Auch freut es uns herzlich, das Aussicht ist,

dass Hans1 bald heimkommt. Gestern

kamen die Hefe- u. Weizenflocken an.

Mit der Sehkraft steht es schlecht, nun

will ich mit Hefeeiweiss nachhelfen,

ein Professor der Chemie hat ihm auch zehn Am-

pullen gegeben mit den Vitaminen

A u. D, wie sie im Leberthran enthalten

sind, da wir ja an alle den größten

Mangel haben, hängt das Versagen

bestimmt mit der Ernähr. zusammen,

Mangelerkrankung. Im Dezember

gab es 125 g Fett und 600 g Zucker,

Zucker das 2. Mal im Jahr 46. Der versprochene

Mais kam nicht bis jetzt. Konstanz

jammert, aber es geht ihnen golden

gegen unsere Ecke. Überdies haben

sie Tauschwaren, (Kleider, Schuhe,

Süßstoff (diesen durch die Schweiz) in

 

Mann u. ich noch aus dem brennenden Haus herausschleppten.

Wir senden wir Ihnen allen viele herzl. Grüße u. innigen

Dank für die Hefeflocken. Ich lege Geld bei dafür u.

bitte um weitere, gelegentlich.

Ihre Anna Leschhorn.

 

[1 - Hans Jaeger]

 

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2) Menge u. erscheinen hier zum Hamstern, in

Autos u. zu Rad. Helfen die Ampullen,

so suche ich nach Leberthran.

Warum haben wir es bei dieser starken

Kälte nicht, denn das Haus steht

allen Winden preisgegeben,

ist sehr dünn gebaut u. das

große Fenster schließt schlecht.

Wenn nur 47 uns die Freude eines

Wiedersehens mit Ihnen brächte!

Den lieben Vorschlag ihres Mannes

Wegen [unleserlich, Name ev.: Traisa], darauf wollen wir

zu sprechen kommen, wenn

es nicht mehr so kalt ist und das

Reisen so mühsam. Wir wären

sehr froh um seine Hilfe. Der

Rest der geretteten Sachen ist nicht mehr

in Traisa, sondern in Trautheim,

eine Autobushaltestelle hinter

Darmstadt. Wären Eichberg und sie

nicht so arge Egoisten (darum

wollten sie ja auch nicht bei Caritas2  

Pate sein, es hätte ein Patengeschenk

kosten können!!), So wäre der


[1 - Caritas Jaeger]

 

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3) Verlust nicht zu groß gewesen, aber nach

ihrem Versagen uns gegenüber haben

wir dann auch die bei E's1 befindl.

Sachen in den Schulkeller dort zu den

anderen getan, wo dann die Plünderung

u. Zertrümmerung vor sich ging.

Ein  uns unbekannter Kirchen-

maler war darum so gütig, sich der

Dinge anzunehmen u. sie in seinem

Atelier über zuführen. Er sandte

uns eine Liste, eine nähere wollte

er noch senden, stab aber plötzlich.

Seine Frau hat uns noch nicht geant-

wortet, sie hat wohl noch zu viel zu

tun. Ich hoffe, sie kann die Sachen

 noch in Lagern, bis wir wissen, wie zu verpacken

u. zu versenden. Ihres Mannes Hilfe

wäre da sehr wertvoll, aber wie gesagt,

jetzt noch nicht, der Kälte wegen u.

der Antwort von Frau V2. wegen.

Bei E's hingen noch zehn gerahmte Bilder,

Die wollte Herr V. auch holen u. im

Rathaus Tr. 2 Matratzen, die mein


[1 - vollständuger Name nicht bekannt]

[2 - vollständiger Name nicht bekannt]

 

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Postkarte vom 09.05.1947 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Text:

 

------------------------------------------------- [Postkarte 1 von 2] -------------------------------------------------

 

Absender: Anna Leschhorn

17b) Allensbach

Radolfzellerstraße 70

 

Wohnort, auch Zustell- oder Leitpostamt

Straße, Hausnummer, Gebäudeteil, Stockwerk oder

Postschließfachnummer,

bei Untermietern auch Name des Vermieters 

Oberbadische Verlagsanstalt Merk & Co., Konstanz

 

[Stempel]

Gebühr bezahlt

 

[Stempel]

(17b) Allensbach (Bodensee) 9.5.47-17

 

[Adressat]

Frau

Pfarrer Jaeger

17a Oberschefflenz Kreis Mosbach

Bahnhofstraße 16.

Straße, Hausnummer, Gebäudeteil, Stockwerk oder Postschließfach-

nummer, bei Untermietern auch Name des Vermieters

 

------------------------------------------------- [Postkarte 2 von 2] -------------------------------------------------

 

[Rückseite]

8.5.47

Petershausen bei Konstanz. Chirurg.

Klinik. Liebe Frau Jaeger, [unleserlich, ev.: DK] für

Brief, dem derer [unleserlich] fehlte. Sendet das

verlangte Schreiben, sobald m. Mann

helfen kann. Geht sehr schlecht.

Hier seit 29., Operation am 5, dauerte 1

Stunde, sehr schmerzhaft, viele Schmerzen

jetzt, u. Spritzen veranlassen Brechen,

ißt nichts mehr, wirft seit zwei Tagen

dicken Eiter, Lungenentzündungs-

gefahr, heute Spritze dagegen.

Leidet sehr. Ich fahre täglich hin und her,

seit Operation bin ich auch nachts bei

ihm. Ist nur noch Haut u.

Knochen. Glücklich wäre ich

um Traubenzucker. Operation muss

wahrscheinlich in drei Wochen wiederholt

werden. Kann diese kaum über-

stehen. Viele herzliche Grüße Ihnen

allen von uns. Schreibe sofort,

wenn möglich. Ihre

A. Leschhorn

 

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Brief vom 12.05.1947 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Text:

 

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Petershausen 12.5.47.

Liebe Frau Jaeger, eben habe ich das Schreiben

Mit Hilfe meines Mannes aufgesetzt.

Wir wünschen aufrichtig, dass es

Dienste leistet. Meinem Manne geht

es schlecht, erleidet viele Schmerzen,

u. man kann nichts zur Linderung

beitragen, da Spritzen oder Einnehmen

Ihnen zum Erbrechen bringt. Heute hat

er zum ersten Mal etwas gegessen. Ich

fuhr tägl. von A. hierher u. abends zurück.

In den so sehr überfüllten Zügen.

Ich kann's kaum leisten mit meinem

Immer schwächer werdenden Herzen.

Seit der Operation bin ich auch nachts hier,

auf dem Boden schlafend, ohne Matratze.

D. h. schlafend nicht, denn ich muss

ihm die ganze Nacht durchhelfen.

Es wurden ihnen die Samenleiter durchschnitten

u. ein Teil der Prostata entfernt, alles

wagte man nicht bei seiner großen

Schwäche. Nun muss wahrscheinl.

die Operation ein 2., vielleicht sogar

ein 3. Mal vorgenommen werden.

 

 

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Es würde aber nicht möglich sein, da 

er keine Widerstandskraft mehr

hat, auch nur die folgende die ersten

zu überstehen. Und wie soll ich ihn

wieder hochbringen, mit was?

Er wünscht sich so sehr den Tod.

Ihr Brief hatte keinen Schluss.

Fehlte das 3. Blatt? Das Rätselraten

vom Brief von G.: Marie B. = M. Binder.

Marianne = M. [Unleserlich, Name]

Von was lebt er eigentlich? Wie

wird seine Verurteilung ausfallen?

Es ist eine furchtbare Umwelt.

Wegen der Matratzen sollte Herr

Jaeger nur an den evang. Pfarrer

von Traisa schreiben, ob jemand

sie verpackten u. an uns als

Express gut schicken könnte.

Aber lassen Sie es jetzt noch

sein, ich schreibe dann selber.

Mit herzl. Grüßen an Sie alle von

uns beiden bin ich

Ihre A. Leschhorn

 

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Brief vom 08.06.1947 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Seite 2 von 2:

 

 

 

Text:

 

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A'bach 8.6.47

Liebe Frau Jaeger, wir danken Ihnen und Ihrem

Mann herzlichst für Ihre Briefe. Seit dem

29.5. ist m. M. wieder hier, aber der Autortrans-

port hat eine schwere Blutung der Wunde

verursacht, die vier Tage anhielt und endlich

durch 9 Spritzen Manetol1 aufhörte. Dann

kam Eiter in die Blase. Heute ist der ein

paar Stunden außer Bett, im Liegestuhl.

Wie soll ich nun den abgezehrten

Kranken wieder hoch bringen? Die

Gesunden leiden ja Hunger. Von

den für Mai 'versprochenen' 320 g

Fett haben wir im Mai 50 Gramm Butter u.

Gestern 60 g Öl erhalten! Zucker keinen

im Mai, droht jetzt 125 g tägl. Kartoffeln

seit 1. April keine mehr. Nun Sie kennen

das Lied. Wie sind Sie mit der B. Lehrerin

zusammengekommen? Ach, könnten

wir uns doch einmal sehen und aussprechen.

Sind froh, das entlastet!

 

[1 – Mannitol, Osmotisches Diuretikum]

 

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Wir grüßen Sie alle herzlichst. Ihre A. Leschhorn

Auge meines Mannes sehr schlecht von Schwäche.

 

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Brief vom 16.01.1948 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

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Text:

 

------------------------------------------------- [Seite 1 von 1] -------------------------------------------------

 

Allensbach, 16.1.48

Liebe Frau Jaeger,

Wir danken sehr für Ihren u.

Ihres Mannes Brief. Wir [unleserlich]

aus der Wohnung [unleserlich]

demgemäß in [unleserlich].

Heute nur ein paar [unleserlich].

Die 1 M ist kaum noch zu haben,

soll schon das Mehrfache kosten.

Hoffentlich ist ihre Angelegenheit

[Unleserlich]

es sehr. Schreiben Sie, bitte.

Sie aus dem Jenseits [unleserlich]

[Unleserlich] G. Kann ich nicht schreiben,

nur via Juliette1, u. da ich von

dort überhaupt keine Antwort

bekomme, schreibe ich auch

nicht mehr. [Unleserlich]

Freund in Radolfzell [unleserlich]

[Unleserlich], also lebte er noch. Ich hatte

Angst um ihn. Herzliche Grüße

Ihnen allen von uns beiden. 

Ihre A. Leschhorn.


[1 - vollständiger Name nicht bekannt]

 

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Brief vom 21.03.1948 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

Seite 1 von 2:

 

 

Seite 2 von 2 

 

 

 

Text:

 

------------------------------------------------- [Seite 1 von 2] -------------------------------------------------

 

Allensbach, 21.3.48

Liebe Frau Jaeger,

Ihnen allen herzliche Ostergrüße.

Vielen Dank für Ihren Brief. Wir freuen

uns immer über Nachrichten vom Jen-

seits. Vielleicht eröffnen sich doch einmal

die Zonengrenzen, dass man sich wieder-

sieht. Wir aber können nicht reisen

Aus gesundheitl. Gründen. Sie fragen

bei Pfarrer W. Sachen von uns

Ja, weiß ich das? G1. hatte

[...] Menge Bilder in Verwahrung,

Wer die heute hat??

Fragen kann man ja nicht.

Im Kartoffelsack bei Stock2 hat ja

ihr Mann auch meine Studien

verstaut. Man fragt besser

nicht danach. Es freut mich,

Da sie Nachricht haben über

das Wirken des Nachfolgers

Ihres Mannes.


[1 - Name nicht bekannt]

[2 - Die Familie Stock bewohnte das Haus neben dem Pfarrhaus in Bütten. Eine Rückgabe von eingelagerten Arbeiten ist nicht bekannt]

 

 

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Im Haus selbst wird ja alles

gestohlen oder verbrannt seien.

Welch ein Glück, dass sie für

Caritas1 Aufnahme in der

Schweiz finden. Was wird aus

Hansens Italienreise?

Schade, dass er nicht bei uns

durch kommen kann.

Unsere Wohnungsfrage ist noch

nicht gelöst, mein Mann hat

wieder eitr. Bronchitis, ich

kurz Mumps, dann Grippe.

Viele herzliche Grüße Ihnen

allen von uns beiden.

Bitte um sofortige Rücksendung

der Rolle, anfüllen mit Papieren

oder Stoff, dass sie nicht ganz

verdätscht!

Ihre A. Leschhorn


[1 - Caritas Jaeger]

 

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Brief vom 17.01.1949 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

  

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Seite 2 von 2:

 

 

 

Text:

 

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17.1.49.

Liebe Frau Jaeger,

Wir danken beide für die Briefe, den ihrigen

u. die zwei von ihrem Mann an mich u. m. Mann.

Die Zeichnung ist nett, nur die Ähnlichkeit

mit Hans können wir nicht entdecken.

Sehr gefallen hat mir die aufgedonnerte

Juliette1. Hier liegen bei: ein Aquarell

Capitello mit d. Blick auf Ajaccio2.

M. Man sagt, er sei mit ihrem Mann

dort gewesen3. Dann 1 Druck für Caritas4 

für ihre Bemühungen u. ein Ent-

wurf zu einem Bild, den ihr Mann

vielleicht auch gern zu einem

Bild verwerten will. Es ist die

liebe Heimat, die auf immer ver-

lorene! Nun wissen wir also, wohin

Hans5 geht. Aber uns ist Angst um

ihn, ohne Geld. Wer zahlt denn die

Überfahrt? Was will er drüben studieren6?

Ich wünschte, wir können ihn mit

Geld helfen, aber wir sind ja selber

arm. Es freut uns aufrichtig, dass

er so tüchtig geworden ist, und

wir wünschen Ihm allen Erfolg

 

[1 - vollständiger Name nicht bekannt]

[2 - Ajaccio, Korsika]

[3 - Paul Leschhorn reise zwischen 1924 und 1931 mehrere Male nach Korsika. Er wohne dort in einem ihm zur Verfügung gestelltem Haus westlich von Ajaccio. Auf eine dieser Reisen begleitete ihn August Jaeger]

[4 - Caritas Jaeger]

[5 - Hans Jaeger]

[6 - geplanter Studienaufenthalt von Hans Jaeger in Atlanta, Georgia, USA. Dieser Aufenthalt wurde nie verwirklicht.] 

 

 

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drüben. Wenn er ihnen von dort schreibt,

so geben Sie uns immer, bitte,

Nachricht über sein Ergehen. Wir

nehmen herzlich Anteil daran.

Ich denke, er findet drüben

Menschen, die ihm helfen. Wir

haben gleich Atlanta auf unserer

elenden kleinen Karte im Larousse

gesucht. Meine Freundinnen Ritta1 

hatte mir ihn geschenkt. Wir haben

ja sonst kein Geographie Buch, noch

einen Atlas. Zu haben ist jetzt ja

alles, nur fehlt es an Geld zum

Kaufen. Ihr herrlicher Schokoladen-

kuchen ist längst gefressen.

Wir haben viel liebes erfahren

Diese Weihnachten, weil wir so

arme Teufel geworden sind. Ich

habe zugenommen von allen guten

Sachen, sogar das dürre Horn hat etwas

angesetzt. Haben Sie Nachricht von

Götz2? Wir seit vor Weihn. nicht mehr.

Hoffentl. ist er noch frei. Wir senden

herzliche Grüße an Sie alle u. bitten

um baldige Rücksend. der Rolle.

Ihre Horner A. u. P.


[1 - vollständiger Name nicht bekannt]

[2 - Alfred Götz]

 

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 Brief vom 26.05.1949 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Text:

 

 

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Allensbach, 26.5.49

Liebe Frau Jaeger,

herzlichen Dank für die Besorgung d. Br. aus dem Mättel u.

für Ihren Brief. Es tut uns sehr leid, dass C.1 Krank ist. Wir

hoffen, dass sie in der Zwischenzeit auf dem Wege der Besserung

angekommen ist. Sie kommen auch nicht aus den Sorgen

heraus. Inzwischen kam [unlesbar, Namen], er hat aber

noch nicht an [unlesbar, ev. Namen: Rica] geschrieben wegen Aufklärung

über J. F.2. Ich wünschte, er würde ihr ihre ganze Nieder-

tracht einmal vorhalten. Außer der Hose kam nichts mehr.

Ich hätte schon eher geschrieben, aber mein Mann ist sehr elend.

Die Harnvehaltung ruft wieder eine Vergiftung des ganzen

Körpers hervor, was sich beide Augen, Magen, Darm bemerk-

bar macht. Nun wollen 2 Ärzte hier beraten, was zu tun

ist. Sie glauben, einen Einschnitt in die Blase vornehmen zu

müssen, um immer von oben aus die Blase zu entleeren mittels

Katheters. Es wäre schlimm, denn 1. ist die Operation nicht

ungefährlich bei seinem Alter und Zustand und 2. die Kosten?

Wir sind in keiner Kasse und haben ja nichts mehr.

Katheterisieren durch die Harnröhre verträgt er nicht.

Nun, in den nächsten Tagen wollen die beiden zusammen-

kommen und beraten. Frau Kiehne aus Frankf.

hat nun Ihre Adresse. Sie schreibt mir über Anneliese

Kuhn, die Sie ja kennen. Sie habe Augentuberkulose,

war auch nierenleidend. Frau Kiehne ist Frau des Gartenbau-

inspektors Kiehne, Karl Fleschstr. 19. Ihr Vater war Pfarrer

in Hagenau, wo ihr Mann oft hin kam. Kiehnes haben

viele Drucke und Bilder von uns in Harzburg aufgehoben,

und sie haben Sie unter vieler Mühe u. Gefahr aus der

r. Zone herausgebracht, u. Herr Kiehne brachte uns alles

an Hans3 Geburtstag 19474. Welch eine Freude war das.

Gestern erhielten wir auch einen Brief von einem

 

[1 – Caritas Jaeger]

[2 - vollständiger Name nicht bekannt]

[3 - Hans Jaeger]

[4 - 11.08.1947]

 

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Ehepaar, die auch aus der russ. Zone entwichen sind.

Man ist um jeden froh, der heil heraus kommt.

Auch Frau v. d. [unleserlich, Name ev.: Marwitz], Großgrundbesitzern in Pommern,

die uns nach unserem Brand aufnehmen wollte,

ist endl. aus den Händen der Polen entkommen.

Alles verloren, natürlich auch alle unsere Sachen, die Sie uns

aufhob. Der Mann beging Selbstmord, weil man ihm auf der

Flucht meldete, seine Frau sei von den Russen erschla-

gen worden. Der größte Teil ihrer Verwandten und Freunde

dort beginnt Selbstmord oder wurde zu Tode vergewaltigt.

Übrigens ist Pfarrer [unleserlich, ev.: ...verhaftet], wie [unleserlich, ev.: Gz] schrieb, er

habe einen Nervenschock erlitten und sei im Spital.

Das ist europäische Völkerverständigung. Glauben Sie

daran? Ich nicht. Der Sohn meines Schwagers aus 2. Ehe ist

Arbeiter in einer Wollspinnerei in Emmendingen.

Else F. und Frau [unleserlich] im Juni zurück nach Frankfurt

zu Vaterchens Grab, allen Freunden u. dann

nach Kitzingen und Nürnberg zu Verwandten.

Else ist glücklich in ihrer Ehe.

Darf ich nächstes wieder einen Brief zur

Weiterbeförderung schicken? Ich will erst noch

abwarten, was mit meinem Mann geschieht.

Wir wünschen Caritas gute Genesung u.

senden Ihnen allen

herzl. Grüße

Ihre A. Leschhorn

 

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Brief vom 05.06.1949 von Anna Leschhorn an unbekannt

 

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Text:

 

[liegt nicht vor]

 

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Brief vom 05.06.1949 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

 gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

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Text:

 

 

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A'bach 5.6.49

Liebe Frau Jaeger, wenn im

Ihnen u. Ihren Mann sagen wir herzl. Dank für die Briefe.

Ich nehme ihr Angebot wegen eines Mättelbriefes gerne an. Er

sandte uns gestern einen. Wir bedauern sehr, dass es mit Cari-

tas1 so wenig gut geht. Wenn Sie doch nur für eine längere Zeit in

die Schweiz irgendwo in die Höhe käme zur gründlichen

Ausheilung. Es ist ein Jammer, dass ein so junger Mensch

gar nicht wieder hochkommen kann. Die langen

Hungerjahre sind da auch gewiss Schuld.

Wir werden nun nächste Woche mit dem Katheter

anfangen, u. wenn er es nicht aushalten kann,

solle hier in der Wohnung operiert werden. Es wird

schlimm werden, und nachher erst recht. Ich gebe

bald Bescheid darüber. J. F.2 hat durch Ritta3 wieder

was geschickt: eine alte Schachtel mit Medikamenten u.

allerlei Dreck, was das Porto nicht wert ist, u. ein

Paar Stücke Seife, die für uns wichtigen Dinge

wie Anzüge, Pelze, mein Kleid, Bilder, davon nichts.

Die Jacke zu der geschickten und Hose ist nicht gekommen.

Ich werde R.3 schreiben, sie solle den Dreck nicht

schicken, es lohnt nicht. Und welche Umwege sind da-

zu nötig. Also, der Baron4 darf am 1. Juli heim. Hoffentlich

Ist er dann recht vorsichtig in allem, wenn man

wird ihm doch sehr aufpassen. Und wird der Arbeit

Finden? Herrn Kiehnle der brachte uns die Sachen vor

2 Jahren, nicht jetzt. Herr Michel (Seife, Weißturmstr.)

Hatte eine schwere Unterleiboperation wegen Krebsver-

dacht. Es war aber ein Polyp. Sonst führen wir nichts

von drüben. Das meiste, was ich über alte Bekannte er-

fahren, ist via A. Gtz4. Und das ist nicht viel.

Ich habe Heimweh, möchte aber nicht zurück.

Wie schade, dass Hans5 nicht nach Amerika

kommt. Warum arbeitet er in den Ferien nicht

in der Schweiz?


[1 - Caritas Jaeger]

[2 - vollständiger Name nicht bekannt]

[3 - vollständiger Name nicht bekannt]

[4 - Alfred Götz]

[5 - Hans Jaeger]

 

 

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Drei Wochen Aufenthalt: zwei Wochen tägl. 3,50 frs, 1 Woche ganz

freier Aufenthalt. Ich las es neulich.

Ich will noch an den Baron Schreiben u. habe

noch eine Menge andere Briefschulden.

Mit vielen herzlichen Grüßen an Sie alle u.

guten Wünschen für Caritas1 

sind wir ihre alten

Leschhörner.

 

Mir graut vor der Operation u. noch mehr vor den

Folgen. Sie merken an meiner Schrift u. dem

Verschreiben, dass ich auch In keinem

guten Zustand bin.

Vielen Dank Ihnen u. der oder

den anderen für die Besorgung

des Briefes.

 

[1 - Caritas Jaeger]

 

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Brief vom 01.07.1949 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

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Text:

 

 

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Liebe Frau Jaeger,

 Es geht uns sehr nahe mit Caritas1. Wir wünschen so sehr

eine baldige, völlige Genesung. Kann sie nachher irgendwo

in einen müden Luftkurort gebracht werden? Nimmt sie jemand

in der Schweiz auf. Es wäre so wichtig, das sehe vor Eintreten

des Winters wieder ganz hergestellt werde.

Meinen Mann geht es schlecht die [unleserlich, ev.: Salzsäure...tinktur]

wirkt noch nicht auch nicht die 18 Vitamintabletten

täglich. Dabei noch die Geldsorgen, die ihm auch

die Ruhe rauben. Wie glücklich wäre er, ihren Mann

noch einmal sehen zu können. [unleserlich, ev.: Kerzen] sind keine

mehr im Dorf. Schlafen u. essen kann er bei uns. 

Ich wünsche meinem Mann diese eine große

Freude noch im Leben. Leider haben wir kein Geld

ihm, Ihren Mann meine ich, die Reise zu bezahlen.

Wir nehmen gar nichts ein, rufen so sehr

auf einen Verkauf, der sich seit November 'hängt'

aber bis jetzt aber keine Nachricht.

Wir senden Ihnen allen viele

herzliche Grüße und alle guten

Wünsche für Caritas1.

Ihre A. L.


[1 - Caritas Jaeger]

 

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Brief vom 20.08.1949 von Anna Leschhorn an Mathilde Jaeger,

gelaufen von Allensbach nach Oberschefflenz

 

 

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Text:

 

 

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20.8.49

 Liebe Frau Jaeger,

Ich bin sehr müde, wir sind überlastet mit

Besuchen, wir können es körperlich u. finanziell nicht

leisten, und der beste Besucher, ihr Mann, kann

nicht kommen!! Das hätte ich meinem Mann

noch so sehr gegönnt, dass er den Ihrigen hier

Hätte haben können. Das hätten wir gerne, in

jeder Hinsicht, geleistet. Und er hätte allerlei

Mit heimgebracht. Das ist sicher. Es tut uns

Furchtbar leid, dass wir es nicht machen

Kann. Mit dem Rad kommen Sie vom

Köln her, und anmelden braucht man

3 Tage lang niemand. Aber es ist ja auch be-

greiflich, dass er auch das nicht machen kann,

solange die arme Caritas1 so krank ist.

Das arme Mädchen. Wenn Sie nur nachher

irgendwo in Hochgebirgsluft könnte zur

Auffrischung des Blutes. Glauben Sie, es

ginge mit der Schweiz?

Wir haben jeder nun auch keinen Censor2  

mehr in unserer Zone, trotzdem muss

man vorsichtig sein. Der Baron3 hat ge-

schrieben, er will im Sept. 'heim' u. seine

Siebensachen, ebenso unsere Ungerahmten

Zusammen suchen. Ich füge einen Brief an

Ihn bei, wir hätten Anfang Sept. Gelegen-

heit, dieses [unleserlich] zu befördern. Die vielen

Ungerahmten u. alles andere bei J. F.4 geben wieder ja

verloren. Ich lege auch das Schreiben von ihm

an Sie bei. Über die [unleserlich] schreibt er

Folgendes: 'Mathilde fragte nach den Preis

Von [unleserlich]. Sie kosten 4 - 6000 frs!

 

[1 - Caritas Jaeger]

[2 - die Zensur der franzäsischen besatzung in Baden]

 [3 - Alfred Götz]

[4 - vollständiger Name unbekannt]

 

 

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Nun können das nicht die Kopien sein, nach

denen die ich ihn in drei Briefen fragte, die kosteten

früher 3,5 frs! Und für Originale ist der

Preis wieder zu billig. Eine Kopie vom Louvre

hätte ich gern meinem Mann zum Geburts-

tag geschenkt. Mein Mann ist sehr Elend,

Ich hätte ebenso gern diese Freude noch ge-

gönnt. Hier in Radolfzell bei einem

Arzt hatten sich Dr. [unleserlich, Name] U. Tochter zu Besuch

angesagt. Ich bat, sie auch hier zu sehen.

Bis jetzt kam niemand. Ich hätte sie

gerne gesprochen. Inge ist oft in Paris.

Der Mättel1 schrieb, in der 'mairerie' tagen

die Europaherren u. davon auf dem

Bröjel ist eine Ausstellung von Nazi-

greuel! Das ist Völkerverständigung.

Schreiben Sie bald, wie es Caritas geht.

Ihnen alle viele herzliche Grüße von

uns beiden.

hre A. L.

 

Mein Mann lässt herzlich danken

für Herrn Jaegers Brief.

Alfred Michel ist gestorben, vom Rad

gestürzt und dann bewusstlos geblieben

bis zum Tod am 6.8.

Es muss wohl Schlaganfall gewesen

sein.

 

[1 - Alfred Götz]

 

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